Die Torah - Die fünf Bücher Mose

Buch: Kapitel: Vers:
Hebräischer Text (nach der Masorah)
וַיֵּ֣שֶׁב יַעֲקֹ֔ב בְּאֶ֖רֶץ מְגוּרֵ֣י אָבִ֑יו בְּאֶ֖רֶץ כְּנָֽעַן׃
Deutsche Übersetzung (Samson Raphael Hirsch)
Jaakob ließ sich im Lande des Aufenthaltes seines Vaters, im Lande Kenaan, häuslich nieder.
Onkelos
וִיתֵיב יַעֲקֹב בְּאַרְעָא תּוֹתָבוּת אֲבוּהִי בְּאַרְעָא דִכְנָעַן
Raschi
וישב יעקב וגו'. אַחַר שֶׁכָּתַב לְךָ יִשּׁוּבֵי עֵשָׂו וְתוֹלְדוֹתָיו בְּדֶרֶךְ קְצָרָה, שֶׁלֹּא הָיוּ סְפוּנִים וַחֲשׁוּבִים לְפָרֵשׁ הֵיאַךְ נִתְיַשְּׁבוּ וְסֵדֶר מִלְחֲמוֹתֵיהֶם אֵיךְ הוֹרִישׁוּ אֶת הַחֹרִי, פֵּרֵשׁ לָךְ יִשּׁוּבֵי יַעֲקֹב וְתוֹלְדוֹתָיו בְּדֶרֶךְ אֲרֻכָּה כָּל גִּלְגּוּלֵי סִבָּתָם, לְפִי שֶׁהֵם חֲשׁוּבִים לִפְנֵי הַמָּקוֹם לְהַאֲרִיךְ בָּהֶם, וְכֵן אַתָּה מוֹצֵא בְּי' דוֹרוֹת שֶׁמֵּאָדָם וְעַד נֹחַ פְּלוֹנִי הוֹלִיד פְּלוֹנִי, וּכְשֶׁבָּא לְנֹחַ הֶאֱרִיךְ בּוֹ, וְכֵן בְּי' דוֹרוֹת שֶׁמִּנֹּחַ וְעַד אַבְרָהָם קִצֵּר בָּהֶם, וּמִשֶּׁהִגִּיעַ אֵצֶל אַבְרָהָם הֶאֱרִיךְ בּוֹ. מָשָׁל לְמַרְגָּלִית שֶׁנָּפְלָה בֵּין הַחוֹל, אָדָם מְמַשְׁמֵּשׁ בַּחוֹל וְכוֹבְרוֹ בִּכְבָרָה עַד שֶׁמּוֹצֵא אֶת הַמַּרְגָּלִית, וּמִשֶּׁמְּצָאָהּ הוּא מַשְׁלִיךְ אֶת הַצְּרוֹרוֹת מִיָּדוֹ וְנוֹטֵל הַמַּרְגָּלִית. דָּ"אַ וישב יעקב, הַפִּשְׁתָּנִי הַזֶּה נִכְנְסוּ גְמַלָּיו טְעוּנִים פִּשְׁתָּן, הַפֶּחָמִי תָמַהּ אָנָה יִכָּנֵס כָּל הַפִּשְׁתָּן הַזֶּה? הָיָה פִּקֵּחַ אֶחָד מֵשִׁיב לוֹ נִצּוֹץ אֶחָד יוֹצֵא מִמַּפּוּחַ שֶׁלְּךָ שֶׁשּׂוֹרֵף אֶת כֻּלּוֹ, כָּךְ יַעֲקֹב רָאָה אֶת כָּל הָאַלּוּפִים הַכְּתוּבִים לְמַעְלָה, תָּמַהּ וְאָמַר מִי יָכוֹל לִכְבֹּשׁ אֶת כֻּלָּן? מַה כְּתִיב לְמַטָּה, אֵלֶּה תּוֹלְדוֹת יַעֲקֹב יוֹסֵף, דִּכְתִיב וְהָיָה בֵית יַעֲקֹב אֵשׁ וּבֵית יוֹסֵף לֶהָבָה וּבֵית עֵשָׂו לְקַשׁ (עובדיה א') – נִצּוֹץ יוֹצֵא מִיּוֹסֵף שֶׁמְּכַלֶּה וְשׂוֹרֵף אֶת כֻּלָּם:
Raschi (Deutsche Übersetzung)
Jaakob wohnte… nachdem er dir die Niederlassungen Esaws und seine Geschlechter in Kürze niedergeschrieben, weil sie nicht geschätzt und würdig genug waren, um zu beschreiben, wie sie sich ansiedelten, und den Verlauf ihrer Kriege zu bringen, wie sie den Chori austrieben, beschreibt er dir die Niederlassungen Jaakobs und seine Geschlechter ausführlich, alle Wendungen ihres Geschickes, weil sie vor dem Ewigen angesehen waren, um bei ihnen lange zu verweilen (Tanchuma). So findest du auch bei den zehn Geschlechtern von Adam bis Noach, der und der zeugte den und den, wie er dann zu Noach kommt, verweilt er bei ihm. Ebenso verweilt er bei den zehn Geschlechtern von Noach bis Abraham nur kurz; wie er dann aber zu Abraham kommt, verweilt er lange. Ein Gleichnis hierzu ist, eine Perle war in den Sand gefallen; ein Mensch durchsucht den Sand und lässt ihn durchs Sieb laufen, bis er die Perle findet; wenn er sie gefunden, wirft er die Erdschollen aus seiner Hand und nimmt nur die Perle. (Andere Erklärung: Jakob wohnte; eines Flachshändlers Kamele zogen, mit Flachs beladen, in die Stadt ein, ein Schmied fragt staunend, wo wird all dieser Flachs Platz finden? Ein Kluger antwortet ihm, ein Funke, der unter deinem Blasebalg hervorkommt, verbrennt den ganzen Flachs; so sah Jaakob alle die oben aufgezählten Fürsten; er wunderte sich über sie und sprach, wer kann alle diese bezwingen? Was steht aber weiter? Das sind die Nachkommen Jaakobs, Josefs; so heißt es (Obadj. 1, 18) »und das Haus Jaakobs wird Feuer sein und das Haus Josefs eine Flamme und das Haus Esaws Stoppeln«; ein Funke geht von Josef aus, der alle verzehrt und verbrennt \[Tanchuma; Alter Raschitext\].)
Kommentar von R. Samson Raphael Hirsch
(1-2) ישב und גור sind gewissermaßen Gegensätze. ישב verwandt mit יצב .יצב: feststehen, und zwar, dem צ-Laut gemäß, mit einer Hindernisse überwindenden Energie. ישב, dem ש-Laut gemäß: ein natürliches, ruhiges, hindernisloses Weilen: Sitzen. גור hingegen ist das Weilen an einem Orte, wo man nicht hingehört, keinen Boden hat. (Daher auch, auf Seelenzustände übertragen: Halt verlieren, "sich entsetzen" fürchten). Da, wo seine Väter nur die flüchtige Wanderstätte gefunden, hoffte Jakob nun, nach so vielen Wanderungen, sich ruhig niederlassen zu können; war es ja das Land Kanaan, das eigentlich für seine ruhige Entfaltung verheißene Land. Allein die Zeit war im Gottesrate noch nicht da. Vielmehr stehen wir hier erst an: תלדות יעקב. Bis hierher, wo er sich als selbständiger Familienvater niederließ, gehörte er selbst noch zumeist zu תולדות יצחק, war mehr passiv, bedingt durch Jizchaks Familiengeschichte. Jetzt erst beginnt der weitere Fortschritt der jüdischen Geschichte durch ihn und sein Haus. — בן שבע עשרה שנה, wir sind alle Söhne unserer zurückgelegten Lebensjahre. Sie sind, bewusst und unbewusst, unsere bildenden Mütter und Erzieher. — בצאן ist nicht Objekt von רעה, sondern Ortsbestimmung: als Hirte befand er sich mit seinen Brüdern bei den Schafen. Nur die Tagesarbeit des "Berufes" führte ihn mit den Brüdern, den Söhnen Leas, zusammen. Aber "Jüngling" war er, sein Jugendleben und Jugendstreben entfaltete er mit den Söhnen der שפחות, die nicht seine "Brüder"; sondern die Söhne "der Frauen seines Vaters" genannt werden. Wir haben also einen mutter- und geschwisterlosen Jüngling vor uns. Alle anderen wuchsen im Verein mit Geschwistern, unter dem Fittich und dem Einflusse mütterlicher Liebe heran. Josef stand allein. Die Mutter war ihm früh dahingegangen und hatte nur ihn zurückgelassen. Benjamin war noch Kind, kein Genosse für den Jüngling. Bei den Stiefbrüdern fühlte er sich nicht recht heimisch, und sich mehr zu den Söhnen der שפחות hingezogen, zu denen — vielleicht — auch Eitelkeit ihn führte. Wir haben schon oben bei dem Entgegentreten zu dem gefürchteten Onkel den Unterschied zwischen den גבירות und שפחות gesehen; wir glaubten wenigstens annehmen zu dürfen, daß bei diesen, wie emporgehoben sie auch als Gattinnen Jakobs waren, sich doch ein Gefühl der Unterordnung nicht ganz verlor. Das mag sich auch auf die Söhne übertragen haben. In Josef steckte der künftige Herrscher. Er war ein bißchen eitel und ein bißchen anmaßend. Natürlich hielt er sich lieber zu den Söhnen der שפחות, die sich ihm vielleicht etwas unterordneten, ihm vielleicht etwas schmeichelten. Es sollten freilich alle diese Gegensätze in einem jüdischen Hause nicht sein, es sollte das Pflichtgefühl und die gemeinsame Unterordnung unter ein göttliches Lebensziel und die gemeinsame Arbeit an der Lösung dieser einen Lebensaufgabe alle Unterschiede ausgleichen. Allein das Ideal eines jüdischen Hauses ist erst Produkt der Erziehung durch das göttliche Gesetz und das jüdische Geschick. Wenn das, seiner Anlage nach עז שבאומות, keineswegs das gefügigste Volk, in dessen Anlage sehr wohl auch das נוקם ונוטר lag, das wir in seinen Uranfängen sogar aus קנאה und שנאה Verbrechen üben sehen, wenn dieses Volk durch die ihm durch Geschick und Lehre gewordene Erziehung so gehoben worden, daß solche grobe Verbrechen wie ש"ד und ג"ע Jahrhunderte herab in seinem Kreise nicht gekannt waren; wenn es das humanste, bruderliebendste Volk geworden; wenn die Vorsehung es wagen konnte, es — wie das die kaum entschwundenen Zeiten erlebt — den Misshandlungen von Gesetzgebungen in die Arme zu werfen, die Jahrhunderte lang ganz geeignet waren, den heftigsten Zwiespalt, die trostloseste קנאה und שנאה in den Schoß des jüdischen Familienlebens zu säen, indem sie Söhne auf den Tod des Vaters, jüngere Brüder auf den Tod der älteren hinwiesen, Kinder zu nichts kommen konnten, so lange die Väter, jüngere Brüder zu nichts, so lange die älteren lebten, und so die natürlichsten Bande in Fluch und Hindernis verkehrten — und doch das jüdische Familienleben mit Eltern-, Kinder- und Geschwisterliebe glänzend wie der Diamant und rein wie die Perle aus solchen heißesten Versuchungen hervorgehen, und die jüdische עזות sich zur Felsentreue und Standhaftigkeit gegen alle Versuchungen und Verlockungen verklären konnte —: so ist das eben ein Triumph der תורה, ein Triumph des göttlichen Gesetzes, das nicht aus uns, sondern an uns gekommen und seinen ersten glorreichsten Sieg in Eroberung unserer selbst feiern sollte. — דבה .דבתם von דבב, verwandt mit טפף: das Trippeln, das schwankende Gehen des Kindes, verstärkt תפף: die einzelnen, in sich nicht zusammenhängenden Töne des Paukenschlages. Auf Worte übertragen, ist es Gegensatz zu der zusammenhängenden und inhaltsvollen Rede, die תפר ,תור ,טור ,דור) ,דבר) und חמר ,עמר) אמר ausdrücken. Also mehr: Geschwätz, Gerede. Daher auch דובב שפתי ישנים: die schwankende Lippenbewegung der Rede eines aus dem Schlafe Erwachenden. Im engeren Sinne heißt es dann: die Bösrede, der nicht sowohl der innere als biel- mehr der äußere Zusammenhang mit der Wirklichkeit der Tatsachen fehlt. Es ist zweifelhaft, wie hier das דבתם zu verstehen sei. Entweder: Gerede über sie, was er von ihnen sah, hinterbrachte er dem Vater, und zwar nicht in entschuldigender Weise, sondern רעה, ohne sie דן לכף זכות zu sein. Oder: es bezieht sich das Suffix auf die unmittelbar vorhergehenden Söhne Bilhas und Silpas. Deren Geschwätz über die anderen Brüder hinterbrachte er in unfreundlicher Weise dem Vater.
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